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2024/03/29 - 10:32

"Er blickt aus dem Fenster…" (II, 7)

Er blickt aus dem Fenster. Ein trüber Tag. Es ist November. Ihm scheint, daß zwar jeder Monat seine besondere Bedeutung hat, der November aber noch einen besondern Zusatz von Besonderheit. Vorläufig ist davon allerdings nichts zu sehn, es fällt bloß ein mit Schnee untermischter Regen. Aber das ist vielleicht nur der äußere Anblick, der immer täuscht, denn da sich die Menschen als Gesammtheit allem gleich anpassen und man doch zunächst nach dem Anblick der Menschen urteilt, sollte man eigentlich niemals eine Veränderung der Weltlage wahrnehmen können. Aber da man auch selbst ein Mensch ist, seine Anpassungskämpfe kennt und von ihnen aus urteilt, erfährt man doch einiges und weiß was man davon zu halten hat, daß der Verkehr unten nicht stillsteht sondern straße auf straße ab mit verbissener unermüdlicher undurchdringlicher Überlegenheit sich in Gang erhält.

Diese Anpassungskraft,

Ein trüber Tag. Es ist eben November. Natürlich hat jeder Monat seine besondere Bedeutung, der November hat aber noch einen besondern Zusatz von Besonderheit. Zu sehn ist allerdings jetzt davon nichts, es fällt bloß ein mit Schnee untermischter Regen. Doch ist das nur der äußere Anblick der immer täuscht, denn da sich die Menschen allem gleich anpassen und man doch zunächst nach dem Anblick

Der Kranke war viel Stunden allein gelegen, das Fieber war ein wenig zurückgegangen, hie und da hatte er einen leichten Halbschlaf einfangen können, im übrigen hatte er da er sich vor Schwäche nicht rühren konnte, zur Decke hinaufgesehn und gegen viele Gedanken kämpfen müssen. Sein Denken schien überhaupt nur in Abwehr zu bestehn, alles, woran er zu denken anfieng langweilte oder quälte ihn und er verbrauchte seine Kräfte damit, sein Denken zu ersticken.

Es war gewiß schon abend, jedenfalls war es schon lange finster, da es November war, als sich die Tür des Nebenzimmers öffnete, die Vermieterin hereinschlüpfte, um das elektrische Licht aufzudrehn und der Arzt ihr folgte. Der Kranke wunderte sich wie wenig krank er eigentlich war oder wie wenig die Krankheit ihn angriff, denn er erkannte die Eintretenden ganz genau, keine ihrer bekannten Einzelnheiten fehlte, ja nicht einmal jene, welche ihm Gefühle der Öde oder des Ekels zu erregen pflegten, erschienen irgendwie übertrieben, alles war wie es immer war,


Revision: 2021/01/09 - 23:40 - © Mauro Nervi




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