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2024/03/28 - 17:24

Kafkas „Urteil“ und „Landarzt“ – zwei psychoanalytische Annäherungsversuche

von Konrad Kurczacz

1. Einleitung

Schon lange war den Wissenschaftlern, die sich mit Kafka beschäftigt haben, klar, dass in seinem Werk zweifellos Motive und Elemente vorkommen, die denen der Psychoanalyse, die vor allem durch Sigmund Freud repräsentiert wird, sehr ähneln. Die Kafka-Forschung hat sich in dieser Hinsicht jedoch in zwei verschiedene Lager aufgespalten: die einen sagen Kafka hätte sein „traumhaftes inneres Leben“ dargestellt, wie er es ja selbst sagt:

Von der Literatur aus gesehen ist mein Schicksal sehr einfach. Der Sinn für die Darstellung meines traumhaften innern Lebens hat alles andere ins Nebensächliche gerückt und es ist in einer schrecklichen Weise verkümmert und hört nicht auf zu verkümmern. (KT 421)1

Demnach wären die psychoanalytischen Elemente in seinen Texten unbewusst entstanden (so z.B. Sokel2) und würden indirekt die Thesen der Psychoanalytiker bestätigen; die anderen sind wiederum zu der Überzeugung gekommen, dass Kafka die Psychoanalyse bewusst erzählt hätte (z.B. schon der Titel von Kaus’ Arbeit macht darauf aufmerksam3), denn er kannte die Psychoanalyse und interessierte sich ja auch eine zeitlang für sie. Vieles spricht sowohl für die eine als auch für die andere These, doch sind sich alle einig, dass der psychoanalytischen Methode bei der Interpretation der Werke Kafkas (besonders des „Urteils“ und des „Landarztes“) ein sehr hoher Stellenwert zukommt. Die Methode der vorliegenden Arbeit schließt sich dieser Tradition an, obwohl man dabei beachten muss, dass diese Technik, wie auch die anderen literaturwissenschaftlichen Methoden angewandt auf Kafkas Werk, sich als unvollkommen erweist. Keinesfalls soll sie nur dazu dienen, wissenschaftliche Thesen im Text selbst zu belegen.

Nun zu den beiden Erzählungen im Einzelnen. „Das Urteil“ wurde von Kafka in einer einzigen Nacht vom 22. auf den 23. September 1912 geschrieben. Diese Erzählung wird als der eigentliche Durchbruch in seiner Schriftstellertätigkeit angesehen. Kafka selbst war von ihr begeistert:

Die fürchterliche Anstrengung und Freude, wie sich die Geschichte vor mir entwickelte wie ich in einem Gewässer vorwärtskam. [...] Nur so kann geschrieben werden, nur in einem solchen Zusammenhang, mit solcher vollständigen Öffnung des Leibes und der Seele. (KT 355)

Schon allein die Tatsache, dass diese Erzählung in einer Nacht und ohne Plan (wie auch die anderen Werke Kafkas) enstand, spricht dafür, sich einer psychoanalytischen Methode bei der Interpretation zu bedienen.

Die Erzählung „Ein Landarzt“ ist 1919 in einer Sammlung unter dem gleichen Titel erschienen. Genauso wie die anderen Texte dieser Sammlung ist der „Landarzt“ eine der surrealistischsten Werke, die Kafka jemals geschrieben hat. Sie gleicht einem Traum, der in der Psychoanalyse eine sehr wichtige Rolle spielt.

2. Der Einfluss der Psychoanalyse auf Kafka und sein Werk

Franz Kafka lebte ungefähr in den Zeiten Sigmund Freuds. Genauso wie die meisten Schriftsteller seiner Zeit blieb er von den Theorien der Psychoanalyse nicht unbeeinflusst. Gerhard Kurz schreibt in seinem „Traum-Schrecken“ über die ersten Kontakte Kafkas mit der Psychoanalyse:

Eine wichtige Vermittlungsfigur der Ideen Freuds war Otto Groß – selbst eine cause célèbre der Vater-Sohn-Konflikte. Sein Vater hatte ihn 1913 in eine Klinik internieren lassen. Groß hatte in der ‚Aktion‘ vom 2. April 1913 einen Aufsatz ‚Zur Überwindung der kulturellen Krise’ veröffentlicht. Freud wird darin als der Fortsetzer Nietzsches behandelt, beide als Zeugen der kommenden Revolution gegen das autoritative Vaterrecht zugunsten des Mutterrechts.1

Weiter schreibt er, dass Kafka, Brod und Groß länger mit den Gedanken spielten eine Zeitschrift auf den Markt zu bringen, die für die Psychoanalyse ein bisschen werben sollte. Binder dagegen bemerkt:

Wenn man das, was über Kafkas Schaffensprozeß bekannt ist, den Vorstellungen der Orthodoxen Psychoanalyse unterwirft, ergibt sich, was die herausragende Rolle des Unbewußten beim Schreiben angeht, kein wesentlich verändertes Bild. Naheliegend ist eine derartige Betrachtungsweise schon deswegen, weil Kafka selbst während der Niederschrift des „Urteils“ an Freud dachte, mit dessen Hypothesen er überhaupt gut vertraut gewesen zu sein scheint.2

Freud selbst hat Untersuchungen der Werke berühmter Schriftsteller geführt, um seine Theorien anhand von literarischen Textstellen zu belegen. So gingen die Texte Goethes, Shakespeares, Dostojewskijs und zuletzt auch Kafkas unter sein Messer. Den Ausgangspunkt dieser Untersuchungen bildete die These, dass die genannten (und noch viele andere) Schriftsteller unbewusst psychologische Elemente in ihre Werke eingeschleußt hätten3. Freud zieht also zwischen dem (auf dem Sofa liegenden) Patienten und dem Schriftsteller ein Gleichheitszeichen. Bei Kafka muss man jedoch vorsichtig sein, denn er kannte offenbar die Psychoanalyse ziemlich gut. Zum therapeutischen Teil der Psychoanalyse äußerte sich Kafka äußerst negativ:

Du sagst Milena daß Du es nicht verstehtst. Such es zu verstehn, indem Du es Krankheit nennst. Es ist eine der vielen Krankheitserscheinungen, welch die Psychoanalyse aufgedeckt zu haben glaubt. Ich nenne es nicht Krankheit und sehe in dem terapeutischen Teil der Psychoanalyse einen hilflosen Irrtum. Alle diese angeblichen Krankheiten, so traurig sie auch aussehn, sind Glaubenstatsachen, Verankerungen des in Not befindlichen Menschen in irgendwelchem mütterlichen Boden [...]. (KM 292)

Es sieht beinahe so aus, als hätte Kafka selbst in einem gewissen Grad die Psychoanalyse dazu benutzt, um sein traumhaftes Innenleben (vgl. Seite 3) darzustellen. Aber eben nur in einem gewissen Grad, denn es lassen sich Beweise dafür finden, dass Kafka unbewusst Psychoanalyse in seinen Werken betrieben hat. Die Erzählung „Das Urteil“ schrieb er in einer einzigen Nacht nieder und versuchte sie danach selbst zu interpretieren – ohne Erfolg wohlgemerkt. An Felice Bauer schreibt er einmal:

Findest Du im ‚Urteil’ irgendeinen Sinn, ich meine irgendeinen geraden, zusammenhängenden, verfolgbaren Sinn ? Ich finde ihn nicht und kann auch nichts darin erklären. Aber es ist vieles Merkwürdige daran. (KF 394)

Die Schlussfolgerung daraus ist ganz einfach: Kafka hat sowohl bewusst als auch unbewusst psychoanalytische Elemente in sein Werk aufgenommen. Widmen wir uns nun der Ausfindigmachung und Erklärung dieser einzelnen Komponenten im „Urteil“ und „Landarzt“, die sich als hilfreich für die Gesamtdeutung der genannten Erzählungen erweisen können.

3. Der gespaltene Protagonist

Der literarische Topos des gespaltenen Protagonisten, der meistens die Form eines Doppelgängermotivs annimmt, ist schon sehr alt. Vor allem in literarischen Werken des 18. Jh. (Klassik und Romantik) wimmelt es nur so von Doppelgängern. Schriftsteller, die sich dieses Motiv angeeignet haben, waren durchaus nicht unbekannt, und wir finden unter ihnen solche Meister wie z.B Schiller („Die Räuber“) oder E.T.A. Hoffmann („Lebensansichten des Katers Murr“). Das Doppelgängermotiv eignete sich hervorragend dafür, den Seelenzustand des Protagonisten anschaulich zu machen und mit der ewigen Schwarz-Weiß-Malerei endlich Schluss zu machen. Wenn hier also von Seelenzuständen und Psyche die Rede war, so musste das natürlich die Aufmerksamkeit der Psychoanalytiker (Freud u.a.) wie ein Magnet anziehen. Freud machte im Rahmen seiner Literaturforschungen auch dazu Untersuchungen1. Kafka selbst war auch ein gespaltener Mensch – immer im Konflikt zwischen Berufsleben, Privatleben und Schriftstellertätigkeit. In einem Brief an Felice Bauer schreibt er: „Daß zwei in mir kämpfen, weißt Du“ (KF 755). Wir haben schon erwähnt, dass Kafka selbst sein Innenleben darstellen wollte (vgl. Seite 3), deshalb kommt für ihn die literarische Technik der Persönlichkeitsspaltung besonders in Frage (falls er es natürlich bewusst gemacht hat, was nicht ganz sicher ist).

Wir wissen, dass die Persönlichkeitsspaltung Kafkas Motiv schlechthin ist. Besonders deutlich können wir dies im „Urteil“ und „Landarzt“ beobachten, wobei die Ich-Spaltungen hier keine Nebenprodukte sind, sondern das Grundgerüst beider Erzählungen bilden, das für die Gesamtinterpretation von zentraler Bedeutung ist. Bei Kafka aber haben wir es also nicht nur mit einem Doppelgängermotiv zu tun, sondern die Erzählstruktur selbst soll dessen Ausdruck sein. Sokel meint über Kafkas Erzählungen:

Das expressionistisch-traumhafte Erzählprinzip beruht aber auf Willensspaltung, auf Unterdrückung und Verdrängung. Es läßt ein ‚Wunder‘ in den Alltag einbrechen und ihn verfremden. [...] Gerade in den traumhaft-expressionistischen Erzählungen, denen Ich-Spaltung und Verdrängung zugrunde liegen, finden wir die Einheitlichkeit der Perspektive ganz rigoros gewahrt. Was erzählt wird, wird von der Hauptgestalt gesehen, erlebt oder gedacht, als handle es sich um eine Erzählung in der ersten Person, um eine Ich-Erzählung.2

All diese Elemente (Wunder in Form der Pferde und die Ich-Perspektive) finden wir in der Erzählung „Ein Landarzt” wieder. Der Knecht und der Landarzt können als eine Person betrachtet werden, denn der Knecht kennt die Gedanken des Arztes, der sagt: „Als wisse er von meinen Gedanken“ (KE 254). Außerdem kriecht der Knecht aus dem Stall hervor und fragt, ob er die Pferde anspannen solle. Der Arzt kennt den Mann nicht, trotzdem ist er sofort mit dem Vorschlag zufrieden, als ob er nur darauf gewartet hätte. Dass in Träumen unerfüllte Wünsche Wirklichkeit werden, wissen die meisten Menschen, die schon etwas geträumt haben3. Sowohl der Knecht als auch der Arzt wollen die Pferde in Bewegung bringen, indem sie „munter“ rufen. Der Stallknecht kann als aggressiv-männlicher Teil des Landarztes betrachtet werden, von dem er sich auf symbolische Weise trennt, indem er mittels der Pferde zum Patienten reitet. Wir müssen auch beachten, dass der Knecht aus einem Stall herauskommt, der normalerweise nur für Tiere reserviert ist. Dazu kommt noch, dass er, „auf allen Vieren“ hervorkriecht (KE 253), was man auch als eine Anspielung auf das Tierische deuten könnte. Dieser männlich-aggressive Teil des Landarztes kommt voll zur Geltung, als der Diener zunächst das Dienstmädchen in die Wange beißt und sie dann scheinbar vergewaltigt. „Du Vieh“, schreit der Arzt den Knecht an, als sich dessen Zähne in Rosas Wange vertiefen. Ich denke, dass Kafka dem Leser nicht mehr Hinweise geben konnte, dass der Knecht hier für den triebhaften und ungebändigten Charakterteil des Landarztes steht. Hans Hiebel dazu:

Die Rede vom ‚Fremden‘ ist pure ‚Verneinung‘ des Vertrauten, d.h. Verleugnung dessen, was man im ‚eigenen Hause vorrätig hat‘; sie hält indessen die Erzählung zusammen, da sie auf die Ebene der (scheinbar) empirischen Sequenzen zurückführt; auf dieser Ebene erscheint der Knecht natürlich als ein ‚Fremder‘.1

Der Patient und der Landarzt können auch als eine Person betrachtet werden, denn der Mediziner wird von der Familie neben den Patienten ins Bett gelegt und das in unmittelbare Nähe der Wunde: „Zur Mauer, an die Spitze der Wunde legen sie mich“ (KE 258). Die zweite Textpassage, die wir beachten müssen, ist die Szene, in der der Patient vom Arzt überzeugt wird, dass seine Wunde nicht so übel sei, nur „im spitzen Winkel mit zwei Hieben der Hacke geschaffen“ (KE 259). Danach glaubt der Patient dem Ehrenwort des Arztes, dass es so ist und wird still. In diesem Moment verschwindet der Patient aus der Erzählung; er und der Landarzt verschmelzen zu einer Person. Noch eine Bemerkung verrät uns, dass der Arzt und der Patient die gleiche Person sein könnten: „Noch für Rosa muss ich sorgen, dann mag der Junge recht haben und auch ich will sterben“ (KE 256). Der Arzt denkt daran zu sterben, genauso wie es früher der Patient getan hat. Erstaunlich ist, dass wir den Namen des Dienstmädchens vom Knecht erfahren. Wenn wir also voraussetzen, dass der Knecht ein Teil des Landarztes und nur fiktiv ist, so dürfen wir uns nicht wundern, dass der plötzlich aus dem Stall kommende Fremde den Namen Rosa kennt, obwohl der Arzt ihn bis dahin nicht ausgesprochen hat.

Der Patient und das Dienstmädchen Rosa können auch als eine Person betrachtet werden, denn der Junge hat eine rosa Wunde. Im Text heißt es: „Rosa, in vielen Schattierungen, dunkel in der Tiefe, hellwerdend zu den Rändern, zartkörnig, mit ungleichmäßig sich aufsammelndem Blut, offen wie ein Bergwerk obertags“ (KE 257).

Sogar der Unterschied zwischen weiblich und männlich wird aufgehoben. Einmal ist das Mädchen verletzt und einmal der Junge. Außerdem fallen in der Wunde des Patienten die männlichen und weiblichen Geschlechtsteile zusammen. Es entsteht etwas Transvestitenartiges. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Figuren des Knechts, Landarztes und Patienten zusammenfallen, wobei der Letztere auch eine Verbindung zum Dienstmädchen aufweist. Wenn wir nicht wüssten, dass wir es mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun hätten, so würde sich uns der Sinn der Geschichte völlig verschließen. Wir sehen also, wie uns die Dechiffrierung dieser Persönlichkeitsspaltungen bei der Interpretation der wohl surrealistischsten Erzählung Kafkas weiterhelfen kann.

Nicht anders ist es im „Urteil”. Wenn man diese Erzählung liest, so fällt einem sofort auf, dass die Charakterisierungen Georg Bendemanns und des Freundes in Russland nicht gegensätzlicher ausfallen könnten. Georg ist der Inbegriff des Bürgerlichen: im Berufsleben geht es im gut, denn das Geschäft hatte sich „in diesen zwei Jahren ganz unerwartet entwickelt. Das Personal hatte man verdoppeln müssen, der Umsatz sich verfünffacht, ein weiterer Fortschritt stand zweifellos bevor” (KE 49). Georgs Jugendfreund aber hatte sich schon vor Jahren nach Russland geflüchtet und so arbeitete er sich „in der Fremde nutzlos ab” (KE 47). Während der Freund in Russland sich „für ein endgültiges Jungesellentum” (KE 47) einrichtete, hat sich Georg „mit einem Mädchen aus wohlhabender Familie verlobt” (KE 50). Der Freund wird von Georg als ein „altes Kind” (KE 48) abgeurteilt, was Richard T. Gray dazu veranlasst, die These zu wagen „der Freund vertrete die kindlichen Eigenschaften Georgs, die im Laufe seiner Entwicklung zum erfolgreichen Kaufmann unterdrückt werden mussten”1. Man kann also Georg und den Freund als ein und dieselbe Person auffassen. Andererseits könnten wir auch den Vater mit dem Freund in der Ferne identifizieren, denn der Letztere wurde als „altes Kind” bezeichnet; der Vater aber wird von Georg wie solch ein Kind behandelt. Außerdem bezeichnet sich Georgs Vater selbst als des Freundes „Vertreter hier am Ort” (KE 58). Wir haben es also mit derselben Situation wie im „Landarzt” zu tun, denn es kommt nicht zu einer, sondern zu mehreren Persönlichkeitsspaltungen oder Vermischungen der Charaktere. Kafka ist dasselbe bei der Interpretation dieser Erzählung aufgefallen (er hat ja wie schon oben erwähnt, die Erzählung unbewusst aufgeschrieben). In einem Brief an Felice Bauer schreibt er:

Das ‘Urteil’ ist nicht zu erklären. Vielleicht zeige ich Dir einmal paar Tagebuchstellen darüber. Die Geschichte steckt voll Abstraktionen, ohne daß sie zugestanden werden. Der Freund ist kaum eine wirkliche Person, er ist vielleicht eher das, was dem Vater und Georg gemeinsam ist. Die Geschichte ist vielleicht ein Rundgang um Vater und Sohn, und die wechselnde Gestalt des Freundes ist vielleicht der perspektivische Wechsel der Beziehungen zwischen Vater und Sohn. Sicher bin ich dessen auch nicht. (KF 396-397)

Was gewinnen wir aus diesen unseren Überlegungen ? Ich denke sie könnten der Ausgangspunkt für die Gesamtinterpretation dieser Geschichte sein. Aus der Tatsache, dass der Freund vielleicht die verdrängte Bewusstseinsseite Georgs repräsentiert, könnte man die Erklärung dafür finden, warum der Vater seinen Sohn zum Tode verurteilt: Georg muss sterben, weil er seine früheren (bürgerlichen) Ideale verraten hat. Zu dem gleichen Fazit kommt Sokel.1 Um diese These zu stützen, müssen wir Fakten aus dem Leben Kafkas heranziehen. Der erste Brief Kafkas an Felice Bauer wurde mit dem Datum 20. September 1912 versehen. „Das Urteil“ schrieb er zwei Tage später in der Nacht vom 22. auf den 23. September nieder. Kafka hat sich also wahrscheinlich gleich am Anfang der Bekannschaft mit Felice vorgestellt, sie vielleicht einmal zu heiraten. Im „Urteil“ scheint er schon in seine eigene Zukunft zu blicken und konfrontiert seine Schriftstellertätigkeit, die mit dem Jungesellentum stark verbunden war, mit dem bürgerlichen Lebensweg (sozialer Aufstieg, Heirat usw.). In diesem Moment scheint ihm der erste Ausweg besser zu entsprechen, deswegen muss auch Georg sterben und der Freund in Russland überlebt.

4. Sexuelle Anspielungen

4.1 Homosexualität im „Urteil“ ?

Es wurde schon mehrmals in verschiedenen Interpretationen des „Urteils“ darauf aufmerksam gemacht, dass sich in dieser Erzählung homosexuelle Elemente aussondern lassen. Das wird an vielen Textpassagen deutlich, wie wir noch sehen werden. Die erste Szene, die in dieser Hinsicht wichtig erscheint, ist die folgende: „ ‚Ah, Georg !’ sagte der Vater und ging ihm gleich entgegen. Sein schwerer Schlafrock öffnete sich im Gehen, die Enden umflatterten ihn – ‚mein Vater ist immer noch ein Riese’, dachte sich Georg“ (KE 52). Den Inhalt dieser Textstelle muss man eigentlich nicht kommentieren, denn er ist eindeutig. Später wird der Vater vom Sohn ausgezogen und ins Bett gebracht. Der Vater betont selbst: „Glaubst du, ich hätte dich nicht geliebt, ich, von dem du ausgingst ?“ (KE 58) Thomas Anz ist der Meinung, dass dieser Text Interpretationsschwierigkeiten bereiten könnte, wenn man sie nicht als Konflikt zwischen hetero- und homosexuellen Neigungen auffasst.2 Klar ist, dass die Erzählung eine ödipale Situation (auf die wir noch später genauer eingehen werden) enthält, die nach Freud nicht nur auf Vaterhass schließen lässt, sondern auch „die ursprüngliche Bisexualität des Kindes“3 zum Ausdruck bringt:

[...] d.h. der Knabe hat nicht nur eine ambivalente Einstellung zum Vater und eine zärtliche Objektwahl für die Mutter, sondern er benimmt sich auch gleichzeitig wie ein Mädchen, er zeigt die zärtliche, feminine Einstellung zum Vater und die ihr entsprechende eifersüchtig-feindselige gegen die Mutter.1

Jetzt könnten manche Personen sagen, dass der Mensch nicht mehr so geschlechtsdeterminiert sei, wie es die Psychoanalyse darstellt. Diese Personen wollen nicht wahrhaben, was längst viele Wissenschaftler festgestellt haben: der Mensch ist durch die Jahrtausende gesellschaftsfähig geworden, doch die vom Steinzeitmenschen in Genen vererbten Instinkte und Triebe kommen in vielen Lebenssituationen unbewusst zum Ausdruck. Wieso sollte dies in einer unbewusst niedergeschriebenen Erzählung, die einem Traum ähnelt, nicht der Fall sein ? Die Entstehung eines neuen Studienganges, der Gender Studies, die es sich zum Ziel gemacht haben die Geschlächterverhältnisse zu untersuchen, auch in literarischen Texten, beweist dass die oben vorgestellten Überlegungen ein Daseinsrecht haben. Auch eine genderorientierte Untersuchung des „Urteils“ von Christine Kanz kommt zu ähnlichen Ergebnissen, wie oben dargestellt.2 Ob Kafka homosexuelle Neigungen hatte, ist eher unwahrscheinlich, denn aus seinem Lebenslauf kann man zu solchen Schlussfolgerungen nicht kommen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass bei der unbewussten Niederschrift des „Urteils“ eben unbewusste homosexuelle Elemente ans Tageslicht getreten sind, die sich in gleichen Umständen auch bei der Mehrheit der anderen Menschen finden lassen dürften. Ob diese These zu Hundert Prozent stimmt, ist nicht zu verifizieren. Kanz kommt jedoch zu einem Ergebnis, das sich mit unseren Überlegungen ziemlich gut verträgt:

Tatsache ist, dass er in seinen Werken immer wieder erotisch konnotierte Männerbeziehungen thematisiert. Nicht nur der Freund, auch der Sohn und sogar der Vater zeigen hier jeweils homoerotische Tendenzen. Sogar Hinweise auf eine mögliche homoerotische Verbindung zwischen Vater und Sohn lassen sich finden, so etwa die durchaus als erotische Anbiederungsversuche zu lesenden Entblößigungssituationen des Vaters sowie Georgs eigenes Interesse an dessen Körper: ‚Jetzt lege ich dich ein wenig ins Bett [...]. Komm ich werde dir beim Ausziehen helfen’, oder auch sein Wunsch, den Vater in den gemeinsamen, zukünftigen Haushalt mitzunehmen.3

Den Schluss der Erzählung kann man auch als sexuell gefärbt interpretieren, weil Kafka ihn selbst so gedeutet hat. Der letzte Satz der Geschichte lautet: „In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr“ (KE 60). Kafka sagte einmal Max Brod in einem Gespräch über diese Textstelle: „Weißt du, was der Schlußsatz bedeutet ? – Ich habe dabei an eine starke Ejakulation gedacht.“1 Zwar hat diese Textstelle mit der Homosexualität wenig zu tun, doch dies beweist wieder einmal, dass die Psychoanalyse berechtigt bei der Interpretation dieser Erzählung eingesetzt wird.

Die hier vorgestellte homosexuell orientierte Komponente des „Urteils“ darf nicht als Anregung zu einer Gesamtinterpretation der Erzählung verstanden werden, sondern lediglich als ihr Bestandteil, der aber für das Gesamtverständnis der Geschichte wichtig sein kann.

4.2 Erotische Symbolik im „Landarzt“

Es gibt wohl kein anderes Werk Kafkas, das so mit verschiedenen erotischen Symbolen belastet ist wie der „Landarzt“. Ohne das Verstädnis der Bedeutung dieser Symbolik ist es beinahe ganz unmöglich eine Gesamtinterpretation dieser Geschichte zu wagen, ohne Gefahr zu laufen sich im Labyrinth der möglichen Deutungen zu verlaufen. Unumgänglich ist es in dieser Situation, diese Symbole mit denen aus der „Traumdeutung“ von Sigmund Freud zu vergleichen, zumeist die hier behandelte Erzählung die meisten traumähnlichen Elemente unter den Werken Kafkas besitzt. Wenn man sich das Register der Traumsymbole in der „Traumdeutung“ Freuds ansieht und gleichzeitig die Werke Kafkas im Hinterkopf hat, so wird man selbst überrascht sein, wie viele Ähnlichkeiten es gibt. Ob Kafka diese Symbole von Freud übernommen hat oder ob sie nur zufällig übereinstimmen, weil Kafkas Erzählungen wirklich traumhafte, unbewusst niedergeschriebene und für Träume charakteristische Elemente enthalten, weiß man einfach nicht. Vielleicht sollten wir die erwähnte Symbolverwandschaft an ein paar Beispielen verdeutlichen. Der Landarzt besitzt einen Pelz (in der „Verwandlung“ ist auch die Rede von einem Pelz), der bei Freud für die Schamhaare (also ein deutliches sexuelles Symbol) steht.2 Der Pferdeknecht ruft zu den Pferden: „Hollah, Bruder, hollah, Schwester“ (KE 253). Nun sieht Freud auch in den Geschwistern sexuelle Symbole:

Die Verwandten überhaupt spielen im Träume meistens die Rolle von Genitalien. [...] Dagegen erkennt man an gesicherten Beispielen die Schwestern als Symbole der Brüste, die Brüder als solche der großen Hemisphären.3

Die Pferde könnten auch als Phallussymbole aufgefasst werden, denn nachdem sie vom unbekannten Knecht aus dem seit Jahren nicht mehr benutzten Stall, das für das Unterbewussstsein stehen könnte, herausgeführt werden, richten sie sich auf: „Aber gleich standen sie aufrecht, hochbeinig, mit dicht ausdampfendem Körper” (KE 254). Später beim Patienten stecken die Pferde ihre Köpfe durch die Fensteröffnung (vgl. KE 255). Die nächste Szene hat es auch in sich: „[...] ich folge und lege, während ein Pferd laut zur Zimmerdecke wiehert, den Kopf an die Brust des Jungen, der unter meinem nassen Bart erschauert“ (KE 256). Der Bart und die Nässe werden in der Psychoanalyse auch mit verschiedenen sexuellen Symbolen in Verbindung gesetzt.

Bei Freud ist auch die Rede von Nacktheitsträumen, in denen man träumt nackt zu sein.1 Das Ausziehen und Anziehen der Kleider sowie Nacktheit findet bei Kafka nicht nur im „Landarzt“, sondern auch in seinen anderen Erzählungen (vgl. „In der Strafkolonie“, oder „Die Verwandlung“) ihren Platz.

Man könnte noch viele Parallelen zwischen der Symbolik in der „Traumdeutung“ und dem „Landarzt“ ziehen, doch aus Platzgründen sei der Leser hier nur auf die oben so oft zitierte „Traumdeutung“ von Sigmund Freud verwiesen. Einen Tag nach der Niederschrift des „Urteils“ am 23. September 1912 kommentiert Kafka selbst im Tagebuch den seltsamen Prozess der Niederschrift dieser Erzählung u.a. mit folgenden Worten: „Gedanken an Freud natürlich [...]“ (KT 355). Darüber was er damit gemeint hat, streiten sich schon seit langer Zeit viele Wissenschaftler. Diese Textstelle war schon seit 80 Jahren Kafka-Forschung das stärkste Argument, das dafür sprach, die freudschen Theorien bei der Interpretation der Werke Kafkas heranzuziehen. Eine ähnliche Stelle findet man auch im „Landarzt“:

„Freut Euch, Ihr Patienten,

Der Arzt ist Euch ins Bett gelegt !“ (KE 259)

Nun finden einige Wissenschaftler, dass Kafka mit diesem Wortspiel (Freuet = Freud) auf Sigmund Freud verweisen wollte, dessen Theorien hier der Schlüssel für die Interpretation dieser Erzählung sein könnten.2 Die wohl wichtigsten erotisch konnotierten Elemente haben wir hier jedoch ausgelassen, weil sie sowohl im „Urteil“ als auch im „Landarzt“ vorkommen und gemeinsam besprochen werden müssen.

4.3 Ödipuskomplex und Kastrationswunde

Sigmund Freud hat die Theorie vertreten, dass die meisten Jungen schon im Kindesalter sich von ihrer Mutter sexuell angezogen fühlen und ihren Vater als potentiellen Mitstreiter auffassen. Diese Konstellation wurde nach Ödipus, dem König aus dem gleichnamigen Drama von Sophokles, der ohne es zu wissen, seinen Vater getötet und seine eigene Mutter geheiratet hat, Ödipuskomplex benannt. Freud hat, wie oben schon angedeutet, literarische Werke untersucht, um eben solche Figurenkonstellationen zu finden, die unbewusst die gleichen Kindheitserlebnisse des Autors zum Ausdruck bringen sollten und um seine Theorien zu beweisen. Unmittelbar mit dem Ödipuskomplex verbunden sind die Symbole der ausgekratzten Augen und des Hinkefußes (siehe Sophokles’ Drama). Nun ist aber anzunehmen, dass in den literarischen Werken, die in Freuds Zeiten oder später enstanden sind, solche ödipalen Situationen bewusst vom Autor gezeichnet wurden, um etwas auszudrücken. Bei Kafka ist das ein bisschen anders. Auch in seinen Werken ist der Ödipuskomplex, vor allem im „Urteil“ und im „Landarzt“, leicht ausfindig zu machen, doch man kann die vorangegangene These auf seine Werke nicht so leicht anwenden. Kafka selbst hat z.B. die Niederschrift des „Urteils“ mit einer regelrechten Geburt verglichen, auf die er keinen Einfluss hatte:

Anläßlich der Korrektur des ‚Urteils’ schreibe ich alle Beziehungen auf, die mir in der Geschichte klar geworden sind, soweit ich sie gegenwärtig habe. Es ist dies notwendig, denn die Geschichte ist wie eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim bedeckt aus mir herausgekommen und nur ich habe die Hand, die bis zum Körper dringen kann und Lust dazu hat [...] (KT 379)

Kafka hat Freuds Theorien gekannt und gleichzeitig „Das Urteil“ unbewusst niedergeschrieben. Was folgt also daraus ? Wahrscheinlich die Schlussfolgerung, dass sich die Thesen Freuds in Kafkas Geschichte wie in einem Traum mit der persönlichen Situation des Autors vermischt haben, denn wir finden in ihr sowohl psychoanalytische als auch (Kafkas) biographische Elemente.

Im „Landarzt“ äußert der Patient den Wunsch, dem Arzt die Augen auszukratzen (vgl. KE 258), was wir mit dem blinden Ödipus aus der griechischen Mythologie und dem Ödipuskomplex assoziieren können. Die Rede ist auch von einer Wunde, die, wie der Arzt sagt, „mit zwei Hieben der Hacke geschaffen“ (KE 259) wurde und an an eine Kastration erinnert. Freud verbindet diese zwei Symbole (Ödipuskomplex und Kastration) miteinander und schreibt 1911 in einem Zusatz zur „Traumdeutung“: „Die Blendung in der Ödipussage wie anderwärts als Stellvertretung der Kastration“.1 Er spricht sogar von Ödipusträumen, also Träumen, in denen der Ödipuskomplex direkt oder versteckt zur Geltung kommt. Es heißt im „Landarzt“: „Die Mutter steht am Bett und lockt mich hin“ (KE 256). Die Existenz der Anspielungen auf den Ödipuskomplex (der sich nach Freud oft in Träumen bemerkbar macht) im „Landarzt“ wäre hiermit bewiesen.

Der Landarzt sagt dem Patienten Folgendes über dessen Wunde: „[...] an dieser Blume in deiner Seite gehst du zugrunde“ (KE 257) Freuds Kommentar zur Blume:

Es sei darauf hingewiesen, daß die sexuelle Blumensymbolik, die ja auch sonst sehr verbreitet ist, die menschlichen Sexualorgane durch die Blüten, die Sexualorgane der Pflanzen symbolisiert; das Blumenschenken unter Liebenden hat vielleicht überhaupt diese unbewußte Bedeutung.2

Zur Wunde sei noch so viel gesagt, dass man im Bedeutungswörterbuch unter Trauma Folgendes findet: „Wunde, Verletzung; Einwirkung von Gewalt; seelische Erschütterung.“1 Es wurde schon oben etwas über Kafkas Traumata gesagt, deswegen können wir sie mit der Wunde des Patienten in Verbindung bringen. Es ist schwieriger, die ödipale Situation im „Urteil“ herauszusehen. In dieser Erzählung ist die Rede vom Konflikt zwischen Vater und Sohn. Manche Wissenschaftler haben die These gestellt, dass die Verlobte Georg Bendemanns stellvertretend für dessen Mutter steht.2 Wenn wir dies als Ausgangspunkt nehmen, so liegt uns ein Ödipuskonflikt vor, denn womit, so argumentiert Anz, wäre die Tatsache zu erklären, dass es Georg so schwer fällt, dem Freund die Verlobung mitzuteilen, und warum möchte er vorher die Meinung des Vaters dazu einholen ?3 Diese Theorie scheint aber weit hergeholt zu sein. Eine andere Konstellation des ödipalen Konfliktes ist hier wahrscheinlicher. Die meisten Wissenschaftler neigen dazu, in den Protagonisten versteckte Anspielungen auf die Biographien ihrer Autoren zu sehen, wobei allerdings die Nebenfiguren meistens außer Acht gelassen werden. Nun ist es in Kafkas Werken so, dass nicht nur der Protagonist, sondern auch die Nebenfiguren Eigenschaften besitzen, die man Kafka selbst zuschreiben könnte. Wenn wir von dieser Beobachtung ausgehen, so ist es wahrscheinlich, dass Kafka einige seiner Charaktereigenschaften dem Vater verliehen hat. Somit wird es verständlich, warum der Vater neidisch auf die Verlobte Georgs zu sein scheint. Kafka verfluchte ja oft in seinen Briefen und Tagebüchern sein Junggesellentum. Das sind jedoch nur Vermutungen, die nicht zu Hundert Prozent bewiesen werden können. Eins steht jedoch fest: der Vater weist am Oberschenkel eine Narbe aus dem Krieg auf (vgl. KE 57). Viele Figuren aus den Werken Kafkas haben solche Verletzungen. Gerhard Kurz stellt mit Recht fest: „Diese Seiten- und Fußwunden zitieren nicht das Hinken des Teufels, sondern das Hinken des klumpfüßigen Ödipus. Sie sind ödipale Wunden.“4 Wenn wir noch die folgende Szene beachten, in der der Vater die gerade gelesene Zeitung „seitlich vor die Augen hielt, wodurch er irgend eine Augenschwäche auszugleichen suchte“ (KE 52), so können wir Georgs Vater mit dem Ödipus aus der griechischen Sage in Verbindung bringen, denn der Letztere hatte sich die Augen ausgekratzt, nachdem er erfuhr, was für ein Unglück er verschuldet hatte. Somit haben wir entgültig bewiesen, dass der Vater in dieser Figurenkonstellation in die Rolle des Ödipus’ schlüpft. Nun würde ein außenstehender Leser fragen, was das alles in einer Erzählung zu suchen hat. Man könnte (eine bombensichere Interpretation der Werke Kafkas hat es noch nie gegeben) ihm antworten, dass Kafkas Lebenssituation (erste Kontakte, dann die zwei Verlobungen mit Felice Bauer, der Konflikt mit dem Vater und die vielen Traumata, die ihn verfolgten) ausschlaggebend für die Bildung der im „Landarzt“ und „Urteil“ enthaltenen Ödipuszenen war. Für die Gesamtinterpretation dieser Erzählung ist die Deutung der Ödipusszenen von großer Wichtigkeit und kein Interpret wird an ihnen vorbeikommen.

5. „Das Urteil“ und „Ein Landarzt“ – Wirklichkeit oder Traum ?

5.1 Der Surrealismus

Der Surrealismus ist eine „Strömung in Kunst und Literatur, die das Fantastische, das Unbewusste und Traumhafte und seine Verschmelzung mit der Wirklichkeit darzustellen versucht.“1 Der Surrealismus spielt also in erster Linie auf das Unterbewusstsein des Menschen an, das wiederum von der Psychoanalyse untersucht wird. Man könnte hier annehmen, Kafka hätte zielbewusst die Wirklichkeit in seinen Werken verunstaltet. Dem widersprechen viele seiner Aussagen. Er sagte einmal in einem Gespräch mit Gustav Janouch, dass der Dadaismus ein Gebrechen sei, dessen Rückgrat geknickt und Glaube gebrochen sei.2 Deswegen muss man von der Annahme ausgehen, dass hinter dem wahren Inhalt seiner Erzählungen mehr steckt, als bloßer Surrealismus, doch beschäftigen wir uns hier nur mit diesem Element, denn ihm scheint vor allem in unseren zwei Erzählungen eine besondere Rolle zuzukommen. Vor allem im „Landarzt“ scheint der Surrealismus zu wüten, deshalb bezeichnet man diese Erzählung auch als die surrealistischste von allen seinen Werken. Der Surrealismus im „Urteil“ scheint jedoch ein anderer, als der im „Landarzt“, zu sein. Das wohl Surrealistischste an dieser Erzählung ist die Tatsache, dass für den Leser, nach der Lektüre dieses Textes, sehr viele Fragen entstehen, die auf eine rationale Art nicht beantwortet werden können. Nun zum eigentlichen Textinhalt. Die einzelnen Textstellen sind so widersprüchlich, dass von der normalen Realität in der Erzählung nicht mehr die Rede sein kann. Wir wissen z.B. nicht, warum der Vater zuerst leugnet, den Freund in Petersburg zu kennen, um ein bisschen später zu sagen, dass er „der Vertreter des Freundes hier am Ort war“ (KE 58). Wir wissen auch nicht, warum der Vater meint, dass dieser Freund für ihn ein Sohn „nach seinem Herze“ (KE 56) wäre. Und was für „unschöne Dinge“ sind nach dem Tod der Mutter passiert, von denen der Vater spricht (vgl. KE 53) ? Unerklärbar ist auch die Textstelle, in der sich Georg daran erinnert, mit seiner Verlobten Frieda über den Freund in Petersburg gesprochen zu haben. Sie warf Georg Folgendes vor: „Wenn du solche Freunde hast, Georg, hättest du dich überhaupt nicht verloben sollen“ (KE 50). Aus dem Text selbst kann man jedoch nicht herauslesen, warum der Freund in Petersburg ein Hindernis für die Verlobung darstellt. Die wohl surrealistischste und am wenigsten logisch erklärbare Szene der ganzen Erzählung ist die am Schluss: der Vater verurteilt den Sohn zum Tod; dieser läuft schnell auf eine Brücke und stürzt sich von ihr nieder (vgl. KE 60). Im „Landarzt“ finden wir noch mehr surrealistische Elemente, doch sind sie einer anderen Natur. Man kann sie vor allem mit den Traumvorgängen in Verbindung bringen, die surrealistische Sachen in unseren Köpfen während des Schlafes produzieren. Sie werden noch später besprochen werden. Wenn man den „Landarzt“ mit einem Zug liest, so kann man an ein Märchen denken, in dem ein Ritter schwierige Hindernisse bewältigt (er hat ja am Anfang keine Pferde und muss durch eine Schneewüste reiten), um jemanden zu retten (in diesem Fall einen Patienten). In Märchen passieren auch viele merkwürdige und surrealistische Dinge. Diese Geschichte hat leider kein Happy End wie ein gewöhnliches Märchen, deshalb erinnert sie den Leser mehr an eine ungeheure Begebenheit und steht z.B. dem „Erlkönig“ von Goethe ziemlich nahe (man kann sogar inhaltliche Gemeinsamkeiten finden). Das, was uns an ein Märchen oder an eine Ballade erinnert, kann schlecht von dieser Welt sein. In solchen Geschichten ist es nichts Ungewöhnliches, wenn mal ein oder mehrere Wunder passieren. Unsere Erzählung verhält sich in dieser Hinsicht nicht anders, denn das Hereinbrechen von Wundern in den Erzählungen Kafkas ist nichts Unübliches. Der Landarzt muss dringend zu einem weit enfernt lebenden Patienten, doch sein Pferd ist ihm letzte Nacht im eisigen Winter verendet. Glücklicherweise kommt aus dem lange nicht mehr geöffneten Stall ein fremder Pferdeknecht mit zwei Pferden heraus. Das ist das erste einer Reihe von surrealistischen Elementen dieser Erzählung. Viele von ihnen wurden in den früheren Kapiteln der Arbeit beschrieben oder werden noch in den folgenden Punkten aufgeführt, denn sie werden auch größtenteils (zumindest in dieser Arbeit) zu den verschiedenen psychoanalytischen Phänomenen gezählt. Beschränken wir uns vielleicht nur darauf, die Bedeutung des kafkaschen Surrealismus zu erfassen. Die wahrscheinlichste Erklärung ist natürlich die psychoanalytische, denn Kafka wollte eigentlich nur sein „traumhaftes Innenleben“ (wie ja schon auf Seite 3 zitiert) darstellen. Um dies tun zu können, musste er sich natürlich verschiedener Mittel wie z.B. des Surrealismus bedienen, obwohl nicht in jedem Fall exakt entschieden werden kann, ob er sich dieser Techniken bedient hat oder ob es sein Unterbewusstsein ohne jeglicher Beeinflussung von seiner Seite aus getan hat. Dass für viele der Erzählungen Kafkas die zweite Variante zutreffender ist, beweist anhand zahlreicher Beispiele der wohl beste Kenner des kafkaschen Schaffensprozesses – Hartmut Binder. Er weist darauf hin, dass Kafka Goethes Aussage „meine Lust am Hervorbringen war grenzenlos“ liebte und oft zitierte.1 Er schreibt auf folgende Weise von Kafkas Schaffensprozess:

Daß Voltaire und Goethe für Kafka das Ideal inspierierter Darstellungsgabe darstellten, kommt besonders in der Art und Weise zum Ausdruck, wie er sein eigenes Schaffen beschreibt: Seine Fähigkeit zu schreiben ist ‚unberechenbar’ und tritt ‚zur unpassendsten Zeit’ in Erscheinung. Wie Goethe fühlt er besonders am Morgen das Wehen, die nahe Möglichkeit ihn ‚aufreißender Zustände’: das ‚Urteil’ wird deswegen als ‚regelrechte Geburt’ bezeichnet.2

Wenn wir diese Arbeitsweise Kafkas als Ausgangspunkt für die Erklärung seines eben angeführten Surrealismus nehmen, so könnten wir zu dem Schluss kommen, dass bei einem von vielen Ängsten und Traumata geplagten Menschen wie Kafka nur solche Erzählungen herauskommen konnten. Anders gesagt: es wäre ungewöhnlich, wenn dabei etwas Normales entstehen würde.

5.2 Traumkategorien in beiden Erzählungen

In seiner „Traumdeutung“ schreibt Freud über die Verdichtungsarbeit im Traum:

Der Traum ist knapp, armselig, lakonisch im Vergleich zu dem Umfang und zur Reichhaltigkeit der Traumgedanken. Der Traum füllt niedergeschrieben eine halbe Seite; die Analyse in der die Traumgedanken enthalten sind, bedarf das sechs-, acht-, zwölffache an Schriftraum.3

Ähnlich verhält es sich mit dem „Landarzt“ und dem „Urteil”, denn diese Erzählungen sind ziemlich kurz, aber über sie könnte man Bücher schreiben. Viele Werke Kafkas sind auf diese Weise verdichtet, so dass man daraus implizieren könnte, sie alle würden Elemente eines traumartigen Aufbaus besitzen.

Im „Landarzt“ finden wir viele Oppositionen wie z.B. Tod und Leben, Schmutz und Reinheit, Begehren und Nichtbegehren, Wärme und Kälte usw. Freud dazu:

Höchst auffällig ist das Verhalten des Traumes gegen die Kategorie von Gegensatz und Widerspruch. [...] Gegensätze werden mit besonderer Vorliebe zu einer Einheit zusammengezogen oder in einem dargestellt. Der Traum nimmt sich ja auch die Freiheit, ein beliebiges Element durch seinen Wunschgegensatz darzustellen, so daß man zunächst von keinem eines Gegenteils fähigen Element weiß, ob es in dem Traumgedanken positiv oder negativ enthalten ist.4

Im „Urteil“ finden wir auch viele Gegensätze, doch liegen diese auf einer anderen Ebene. Hier scheinen viele paradoxe Ereignisse stattzufinden wie z.B. die schon früher beschriebene Situation, in der der Arzt zuerst leugnet den Freund aus Petersburg zu kennen, um später festzustellen, dass er hier sein „Vertreter am Ort“ war. In dieser Erzählung scheint überhaupt der ganze Kommunikationsprozess zwischen dem Vater und dem Sohn gestört zu sein, was auf ihre Entfremdung (eines der Hauptmotive in Kafkas Werken) schließen lassen könnte. Diese Erzählung könnte man sich auch gut als Alptraum vorstellen, denn das Todesurteil des Vaters und seine Vollstreckung würden sich gut als der Schluss eines Alptraumes (nach dem man mit Schrecken erwachen müsste) verkaufen lassen.

Im „Landarzt“ geht am Anfang ein Wunsch des Arztes in Erfüllung. Er muss dringend zu einem Kranken, obwohl er keine Pferde hat, doch der fremde Knecht zaubert welche aus dem Stall hervor... Freud ist der Auffassung, dass im Großteil der Träume bekannte oder geheime Wünsche in Erfüllung gehen.1 Die Ähnlichkeit dieser Theorie mit der oben beschriebenen Szene ist unbestreitbar. Wenn wir einzelne Elemente der Erzählung „Ein Landarzt“ als Symbole auffassen (wie z.B. das Reiten ein Symbol für die schriftstellerische Tätigkeit sein könnte), die eine übertragene Bedeutung besitzen, so haben wir es mit einer Bedeutungsverschiebung zu tun. In literarischen Texten finden wir sie sehr oft, aber es gibt kaum andere Werke (mal von Gedichten abgesehen) wie die Erzählung „Ein Landarzt“, die so mit Symbolen bespickt wurde. Sigmund Freud bezeichnet die Verschiebungsarbeit (also die Bedeutungsübertragung auf Sachen oder Symbole, die scheinbar zunächst wenig mit dem Gemeintem zu tun haben) als eines der Hauptprozesse bei der Traumbildung.2 Die Verwandschaft des „Landarztes“ mit dieser Theorie ist sehr gut sichtbar. Wenn wir diesen Vergleich zwischen dem „Landarzt“ und den Grundstrukturen und Prozessen des Traumvorganges gezogen haben, so können wir zu der Überzeugung kommen, dass der „Landarzt“ einem typischen Traum in vielen Hinsichten ziemlich nahe kommt.

In Träumen ist es oft so, dass die normale Zeit aufgehoben zu sein scheint. Geschehnisse, die weit in der Vergangenheit zurückliegen, vermischen sich mit frischen Erlebnissen und werden zu einem Etwas. Auch im „Landarzt“ ist etwas Merkwürdiges mit der Zeit im Gange. Die erzählte Zeit verkürzt sich oder sie dehnt sich. Wir wissen, dass der Kranke in einem zehn Meilen weit entfernten Dorf wohnt. Im Text scheint diese Entfernung blitzschnell bewältigt: „[...] als öffne sich unmittelbar vor meinem Hoftor der Hof meines Kranken, bin ich schon dort [...]“ (KE 255). Die Rückreise geht aber entschieden langsamer von statten: „[...] langsam wie alte Männer zogen wir durch die Schneewüste [...]“ (KE 259). In dieser Erzählung haben wir es auch mit Gleichzeitigkeit zu tun: während der Arzt zum Kranken reitet, wird das Dienstmädchen scheinbar vom Knecht vergewaltigt. Hiebel vertritt die Meinung, dass diese Erzählung ein Beispiel für einen reversiblen (also umkehrbaren) Text sein könnte.1 Manche Stellen der Erzählung können demnach umgestellt werden. Als der Patient noch gesund ist, äußert er den Wunsch, zu sterben. Nachdem aber der Arzt bei ihm eine Wunde festgestellt hat, ändert er seine Meinung: nun möchte er weiterleben. Logisch ist das nicht erklärbar. Hiebel selbst weist darauf hin, dass die Schwester „ein schwer blutiges Handtuch“ (vielleicht eine Anspielung auf die Hl. Maria Magdalena ?) schwenkt, bevor eine Wunde überhaupt entstanden ist, die man trocknen könnte.2 Eine andere Zeitverzerrung wird bemerkbar, als der Arzt den Patienten zum zweiten Mal untersucht. Die Wunde erscheint in einem kaum wahrnehmbaren Zeitpunkt. Sie taucht einfach auf, ähnlich wie die Dinge in einem Traum...

Um zu verdeutlichen, dass nicht nur Kafkas Leser aber auch viele seiner bekannten Zeitgenossen bemerkt haben, dass die meisten seiner Werke Träumen ähneln, ziehen wir hier zwei prominente Äußerungen heran. Thomas Mann über Kafka und sein Werk:

Er war ein Träumer, und seine Dichtungen sind oft ganz und gar im Charakter des Traumes konzipiert und gestaltet, sie ahmen die alogische und beklommene Narretei der Träume, dieser wunderlichen Schattenspiele des Lebens, zu Lachen genau nach.3

Alfred Döblin:

Es haben einige von Kafkas Romanen gesagt: sie hatten die Art von Träumen und man kann dem zustimmen. Aber was ist denn die Art der Träume ? Ihr ungezwungener, uns jederzeit ganz einleuchtender, transparenter Ablaut, unser Gefühl und Wissen um die tiefe Richtigkeit dieser ablaufenden Dinge, und das Gefühl daß diese Dinge uns sehr viel angehen.4

Elemente eines traumartigen Aufbaus haben alle Werke Kafkas, deshalb sind sie ein wichtiger Schlüssel für ihre Interpretation. Zu beachten ist, dass sich in ihnen surrealistische, traumartige und expressionistische Komponenten zu einer Einheit miteinander vermischen.

6. Intertextuelle Vergleiche in Kafkas Werk

Die wichtigste Methode, die als Ausgangspunkt für die weitere Interpretation der Werke Kafkas dienen sollte, ist der intertextuelle Vergleich seiner Texte. Die intertextuelle Arbeit sollte allen anderen Methoden vorausgehen und die gestellten Thesen noch zusätzlich mit Hilfe von Verweisen auf andere Textstellen in Kafkas Werken stärken. Wenn man z.B. eine Erzählung Kafkas nicht mit seinen anderen Arbeiten vergleicht, so kann man sich, wie es schon viele Interpreten Kafkas getan haben, in absurde Interpretationen verwickeln. Balzac hat einmal gesagt, er hätte in seinem Leben nur ein Buch geschrieben. Seine Bücher nehmen ja auch einzelne Menschen aus derselben Gesellschaft (viele seiner Figuren kommen in mehreren Texten vor) unter die Lupe. Bei Kafka ist es genauso, mit dem einzigen Unterschied, dass er in seinen Werken nicht die Gesellschaftsmitglieder, sondern einzelne Elemente seines Innenlebens zu Papier bringt. Wenn wir von dieser These ausgehen, so erscheint das Herauspicken eines seiner Texte aus seinem Gesamtwerk und seine isolierte Interpretation als Vergewaltigung, die man an seiner Kunst begeht. Es sind oft zu Kafka begeisterte Leser mit unglaublichen Analysen seiner Werke gekommen, die sogar ihn in Erstaunen versetzen mussten. Max Brod, Kafkas bester Freund, wusste dafür die entsprechenden Worte zu finden: „Ja, manchem dieser Kafka-Erklärer möchte man die Worte ins Stammbuch schreiben, mit denen der alte Goethe seine Bewunderer parodierte:

Deine Werke zu höchster Belehrung

Studier ich bei Tag und bei Nacht;

Drum hab ich in tiefster Verehrung

Dir was ganz Absurdes gebracht.1

Im „Urteil“ und dem „Landarzt“ lassen sich auch viele psychoanalytische Elemente finden, die Ähnlichkeit mit denen aus anderen Werken Kafkas aufweisen. Die meisten Protagonisten Kafkas enden auf eine tragische Weise. Bevor das jedoch geschieht scheinen sie alle geistig abwesend zu sein. Im „Landarzt“ stößt der Protagonist „zerstreut [...] mit dem Fuss an die brüchige Tür des schon seit Jahren unbenützten Schweinestalles“ (KE 253), aus dem dann der agressive Knecht mit den Pferden herauskommt, die den Arzt am Ende der Erzählung fortreißen. In einem ähnlichen Zustand befindet sich Georg Bendemann aus dem „Urteil“, denn bevor er zu seinem Vater geht (was ihm schließlich zu seinem Verhängnis wird), begrüßt er einen auf der Strasse vorübergehenden Bekannten mit einem „abwesenden“ (KE 51) Lächeln. Kafka muss man in den meisten Fällen bei Wort nehmen, denn scheinbar unwichtige Äußerungen oder Wendungen spielen im späteren Verlauf der Handlungen seiner Geschichten eine enorm wichtige Rolle. Zu der angesprochenen Abwesenheit der Protagonisten Kafkas äußert sich Sokel auf folgende Weise:

Die Zerstreutheit ist bei Kafka das Tor, durch das die Tragik einbricht. Der verdrängte und dem Bewußtsein der Gestalt versteckt gehaltene Gegenwille gibt ihr Richtung und Bestimmung, indem er zunächst die Fassade eines einheitlichen Ichs, den Schein der Selbstbestimmung der autonomen Persönlichkeit ‚zerstreut’ und auseinanderreißt. Immer aber in Kafkas Werk ist der Kontrast da, den Verworrenheit und Zerstreutheit der wachen Gestalt zur Einheitlichkeit und Harmonie bilden, womit sich das reine Ich im Traum erfüllt.1

Mit der Zerstreutheit der Protagonisten Kafkas ist auch ihre Schläfrigkeit und Müdigkeit verbunden, die in jedem Fall den Protagonisten nichts gutes verheißt. Josef K. aus dem „Prozess“ wird in seinem Bett verhaftet, K. aus dem „Schloss“ versäumt wegen seiner Müdigkeit mit einem Beamten zu sprechen, der ein wichtiger Mittler zwischen ihm und der Schlossbehörde sein könnte und Gregor Samsa aus der „Verwandlung“ findet sich am Morgen in seinem Bett „zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“ (KE 96) wieder. Das hier oft erwähnte Bett ist wohl das wichtigste Wiederholungsmotiv in Kafkas Werken. Auch die schon oben beschriebene Ich-Spaltung, die auf vielen Ebenen stattfindet, kommt in vielen seiner Texte vor. Das gespaltene Ich tritt z.B. einmal als ein Menschenpaar auf, wie die zwei Gehilfen K.’s aus dem „Schloss“, ein anderes Mal als eine Darstellung der Zerstörung des Ich durch das Über-ich aus dem „Steuermann“, das durch den fremden Mann, der den Erzähler vom Steuer drängt, repräsentiert wird. Ein ebenso wichtiges psychoanalytisches Motiv ist die in Kafkas Texten immer wieder auftauchende Kastrationswunde. Rieck schreibt darüber:

Kafkas Figuren weisen oft Beschädigungen auf bzw. erleiden Beschädigungen, welche sich als Kastrationen bzw. als stellvertretend für Kastrationen deuten lassen. Die häufigsten derartigen Defekte betreffen Körperteile und Behinderungen, die auch in der psychoanalytischen Theorie für das kastrierte Organ und das Resultat der Kastration stehen: Kopf- und Augenverletzungen, Zahnlosigkeit und Beinverletzungen (vor allem am Knie) sowie allgemein Nacktheit, Buckligkeit, Hinken, Stolpern und Stürzen.2

Ebenso in unseren zwei Erzählungen: im „Urteil“ hat der Vater am Oberschenkel eine Narbe aus dem Krieg (vgl. KE 57) und im „Landarzt“ hat sich dem Patienten eine „handtellergroße Wunde“ (KE 257) in der Hüftgegend aufgetan. Im „Bericht für eine Akademie“ berichtet der Affe Rotpeter von einem Schuss unterhalb der Hüfte getroffen worden zu sein (vgl. KE 324). In der „Verwandlung“ finden wir auch ähnliche Motive: Gregor, verletzt durch einen vom Vater geworfenen Apfel, muss hinken (vgl. KE 117). Außerdem versagen seine Augen von Tag zu Tag immer mehr (vgl. KE 127). Wir erinnern uns daran, dass der Patient aus dem „Landarzt“ dem Arzt die Augen auskratzen wollte. Es wurde auch schon in dieser Arbeit erwähnt, dass die Wunde des Patienten sowohl weibliche (die Wunde selbst) als auch männliche Elemente (die Würmer) enthält, was zu der Schlussfolgerung führen könnte, dass daraus etwas Transvestitenartiges entstanden ist. Als Transvetite versteht man im normalen Sprachgebrauch einen Mann, der sich wie eine Frau verkleidet und als solche erscheint. Von diesen Gestalten finden wir in den Werken Kafkas jede Menge. Im „Heizer“ z.B. (dem ersten Kapitel des „Verschollenen“) kommt ein Matrose mit einer umgebundenen Schürze in den Offiziersraum herein und ist selbst über sein Aussehen verwundert: „Das ist ja ekelhaft, da haben sie mir eine Mädchenschürze umgebunden.“ (KE 93) In der Erzählung vom Jäger Gracchus lesen wir, dass dessen Beine „mit einem großen seidenen blumengemustertenn langgefransten Frauentuch bedeckt“ (KE 271) sind. Es scheinen nur weniger wichtige Teilkomponenten der Handlung zu sein, doch in Kafkas Erzählungen hat auch das kleinste Element seine Bedeutung. Die Sprache Kafkas ist sehr formarm, aber höchst aussagekräftig; man könnte sie mit der Kleists vergleichen. Max Brod darüber:

Nehmt beispielsweise seine Sprache ! [...] Seine Sprache ist kristallklar, und an der Oberfläche merkt man gleichsam kein anderes Bestreben, als richtig, deutlich, dem Gegenstand angemessen zu sein. Und doch ziehen Träume, Visionen von unermeßlicher Tiefe unter dem heiteren Spiegel dieses reinen Sprachbaches. Man blickt hinein und ist gebannt von Schönheit und Eigenart.1

Auch die erotische Symbolik kehrt immer wieder zurück: es wimmelt nur so in Kafkas Werken von Pelzen (Freud: Schamhaare), Degen und Peitschen (alles Phallussymbole). Ich denke, wir haben ausreichend bewiesen, dass diese psychoanalytische Auslegung auch auf andere Werke Kafkas ausgeweitet werden kann und somit die Unanfechtbarkeit der in dieser Arbeit angewandten Methode bestätigt.

7. Zusammenfassung

Wir haben gesehen, dass die psychoanalytische Methode sehr wichtig für das Verständnis dieser zwei Erzählungen ist. Sie ist sehr textorientiert und muss sich weniger auf Spekulation einlassen wie die anderen Methoden. Sie erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit wie die meisten Interpretationen der kafkaschen Texte, denn jedes Interpretationsverfahren gelangt, bei der Anwendung auf Kafkas Werk, zu einem gewissen Punkt, in dem man den Schutzmann aus dem „Kommentar“ zitieren möchte, der von einem Mann nach dem Weg gefragt wurde: „ ‚Von mir willst Du den Weg erfahren ?’ [...] ‚Gibs auf, gibs auf’, sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen“ (KE 462). Heinz Politzer, einer der größten Kenner Kafkas, schrieb vor Jahrzehnten Worte, die bis heute ihre Gültigkeit behalten haben:

Kafkas Gleichnisse sind so vielschichtig wie die Parabeln der Bibel. Ungleich den biblischen Parabeln jedoch sind Kafkas Gleichnisse auch noch vieldeutig. Im Grunde werden sie ebenso viele Deutungen wie Leser finden. Die Offenheit ihrer Form erlaubt dem Leser eine totale Projektion seines eigenen Dilemmas auf die Seiten Franz Kafkas. Diese Parabeln sind ‚Rohrschachtests’ der Literatur und ihre Deutung sagt mehr über den Charakter ihrer Deuter als über das Wesen ihres Schöpfers.1

Wir können uns also der wahren Aussage von Kafkas Geschichten nur ein bisschen nähern, falls es sie denn tatsächlich gibt, was z.B. die Dekonstruktivisten bezweifeln. Es gibt keinen wirklich objektiven Literaturwissenschaftler, denn jeder tendiert immer zu einer Methode, die ihm besser entspricht. Wie kommt es aber, dass sich z.B. existenzialistische Interpreten auf den „Prozess“ oder das „Schloss“ Kafkas konzentriert haben, während die Psychoanalytiker aber auf das „Urteil“ und den „Landarzt“ ? Die Antwort liegt sehr nahe: man kann manche Werke mit der einen Methode besser deuten, als mit der anderen. Der Idealfall wäre, wenn ein Wissenschaftler alle Methoden benutzen würde, um die Werkanalyse vorzunehmen. Dies ist jedoch aus Gründen seiner Subjektivität und unzureichender praktischer Kenntnis anderer Methoden fast unmöglich. „Das Urteil“ und „Ein Landarzt“ enthalten sicherlich eine Menge anderer Interpretationsmöglichkeiten, doch kann man eines mit Kafkas Texten nicht tun: sie von ihrem Autor trennen und als autonome Kunstwerke analysieren, denn dabei können nur absurde Sachen entstehen. Für die psychoanalytische Methode ist diese Feststellung der wohl wichtigste Ausgangspunkt. Man kann sich fragen, warum die von uns behandelten zwei Geschichten so merkwürdig, eigentümlich und mit keinem anderen Werk vergleichbar sind. Man kann das nur auf die Weise erklären, dass Kafka selbst auf die Enstehung dieser Werke wenig Einfluss hatte. Sie sind vielmehr aus ihm herausgekommen. Dass dies kein Einzelfall in der Literaturgeschichte war, haben wir bereits oben erwähnt. Natürlich hatte Kafka Einfluss auf die Entstehung seiner Werke, doch „Das Urteil“ und „Ein Landarzt“ scheinen unter seinen Werken am wenigsten davon betroffen zu sein. Der beste Beweis dafür ist, dass Kafka selbst nicht wusste, wie er mit dem „Urteil“ umgehen sollte. Tatsächlich sind unsere beiden Erzählungen die wohl schwierigsten unter seinen Texten. Sie waren (mal vom „Heizer“ abgesehen) Kafkas liebste Werke, wobei man beachten muss, dass er seine eigene Werke meistens als „nutzloses Gekritzel“2 bezeichnete...

Abkürzungen

KE: Kafka, Franz: Die Erzählungen. Hg. von Roger Hermes (2002). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

KF: Kafka, Franz: Briefe an Felice. Hg. von Erich Heller und Jürgen Born (1976). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

KM: Kafka, Franz: Briefe an Milena. Hg. von Jürgen Born und Michael Müller (2002). Frankfurt am Main. Fischer Taschenbuch Verlag.

KT: Kafka, Franz: Tagebücher 1909-1923. Hg. von Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley (1997). Frankfurt/Main: S. Fischer Verlag.

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Kafka, Franz: Briefe an Felice. Hg. von Erich Heller und Jürgen Born (1976). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

Kafka, Franz: Tagebücher 1909-1923. Hg. von Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley (1997). Frankfurt/Main: S. Fischer Verlag.

Kafka, Franz: Briefe an Milena. Hg. von Jürgen Born und Michael Müller (2002). Frankfurt am Main. Fischer Taschenbuch Verlag.

Kafka, Franz: Die Erzählungen. Hg. von Roger Hermes (2002). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

Sekundärliteratur

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Janouch, Gustav (1968): Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

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Kurz, Gerhard (1980): Traum-Schrecken. Kafkas literarische Existenzanalyse. Stuttgart: Metzler.

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Rieck, Gerhard (1999): Kafka konkret. Das Trauma ein Leben. Wiederholungsmotive im Werk als Grundlage einer psychologischen Deutung. Würzburg: Königshausen & Neumann.

Sokel, Walter (1964): Franz Kafka. Tragik und Ironie. Zur Struktur seiner Kunst. München/Wien: Albert Langen Georg Müller Verlag.

Wagenbach, Klaus (1964): Kafka. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Wahrig­-Burfeind, Renate (Hg.) (2002): Deutsches Wörterbuch. Gütersloh/München: Wissen Media Verlag.

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1 Den in dieser Arbeit zitierten Schriften Kafkas (außer den „Briefen an Felice”) liegt die Kritische Kafka-Ausgabe zugrunde. Aus diesem und anderen Gründen kann die Rechtschreibung von der gewohnten in manchen Punkten abweichen.

2 Vgl. Sokel, Walter (1964): Franz Kafka.Tragik und Ironie. München/Wien: Albert Langen Georg Müller Verlag, S. 9.

3 Kaus, Rainer J. (1998): Erzählte Psychoanalyse bei Franz Kafka. Heidelberg: Universitätsverlag C. Winter.

1 Kurz, Gerhard (1980): Traum-Schrecken. Kafkas literarische Existenzanalyse. Stuttgart: Metzler, S. 39.

2 Binder, Hartmut (1983): Kafka. Der Schaffensprozeß. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 47.

3 Vgl. Beicken, Peter (1974): Franz Kafka. Eine kritische Einführung in die Forschung. Frankfurt am Main: Athenäum Verlag, S. 64.

1 Vgl. Kurz, Traum-Schrecken, S. 30.

2 Sokel, Walter (1964): Franz Kafka. Tragik und Ironie. Zur Struktur seiner Kunst. München/Wien: Albert Langen Georg Müller Verlag, S. 300.

3 Vgl. Freud, Sigmund (1900): Die Traumdeutung. Studienausgabe. Bd.2. Hg. von Alexander Mitscherlich u.a. (1982). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 525-545.

1 Hiebel, Hans (1999): Franz Kafka. ‚Ein Landarzt’. München: Wilhelm Fink Verlag, S. 49.

1 Gray, Richard (1994): ‚Das Urteil’. Unheimliches Erzählen und die Unheimlichkeit des bürgerlichen Subjekts. In: Müller, Michael (Hg.) (1994): Franz Kafka. Romane und Erzählungen. Stuttgart: Philipp Reclam jun., S.22.

1 Vgl. Sokel, Franz Kafka. Tragik und Ironie, S. 50.

2 Vgl. Anz, Thomas (2002): Praktiken und Probleme psychoanylytischer Literaturinterpretation – am Beispiel von Kafkas ‚Das Urteil’. In: Jahraus, Oliver/ Neuhaus, Stefan (Hg.) (2002): Kafkas ‚Urteil’ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen. Stuttgart: Philipp Reclam jun., S. 135.

3 Ebd., S. 136.

1 Vgl. Anz, Thomas (2002): Praktiken und Probleme psychoanylytischer Literaturinterpretation – am Beispiel von Kafkas ‚Das Urteil’. In: Jahraus, Oliver/ Neuhaus, Stefan (Hg.) (2002): Kafkas ‚Urteil’ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen. Stuttgart: Philipp Reclam jun., S. 136, zit. nach Freud, 1975, S. 300.

2 Vgl. Kanz, Christine (2002): Differente Männlichkeiten. Kafkas ‚Das Urteil’ aus gendertheoretischer Perspektive. In: Jahraus, Oliver/ Neuhaus, Stefan (Hg.) (2002): Kafkas ‚Urteil’ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen. Stuttgart: Philipp Reclam jun., S. 152.

3 Ebd., S. 170-171.

1 Brod, Max (1966): Über Franz Kafka. Frankfurt am Main/Hamburg: Fischer Bücherei, S. 114.

2 Vgl. Freud, Die Traumdeutung, S. 170.

3 Ebd., S. 352.

1 Vgl. Freud, Die Traumdeutung, S. 248.

2 Vgl. Beicken, Franz Kafka. Eine kritische Einführung in die Forschung, S. 296.

1 Freud, Die Traumdeutung, S. 389.

2 Ebd., S. 369.

1 Wahrig­-Burfeind, Renate (Hg.) (2002): Deutsches Wörterbuch. Gütersloh/München: Wissen Media Verlag, S. 1264 .

2 Vgl. Anz, Praktiken und Probleme psychoanylytischer Literaturinterpretation – am Beispiel von Kafkas ‚Das Urteil’, S. 133.

3 Ebd., S. 134.

4 Kurz, Traum-Schrecken, S. 127.

1 Wahrig­-Burfeind, Deutsches Wörterbuch, S. 1227.

2 Vgl. Janouch, Gustav (1968): Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, S. 222.

1 Binder, Kafka. Der Schaffensprozeß, S. 17.

2 Ebd., S. 12.

3 Freud, Die Traumdeutung, S. 282.

4 Ebd., S. 316.

1 Vgl. Ebd., S. 525-545.

2 Vgl. Ebd., S. 305.

1 Hiebel, Hans (1999): Franz Kafka. Form und Bedeutung. Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann, S. 165.

2 Hiebel, Franz Kafka. ‚Ein Landarzt’, S. 65.

3 Wagenbach, Klaus (1964): Kafka. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, S. 144, zit. nach Thomas Mann.

4 Wagenbach, Klaus (1964): Kafka. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, S. 144, zit. nach Alfred Döblin.

1 Brod, Max, Über Franz Kafka, S. 263.

1 Sokel, Franz Kafka. Tragik und Ironie, S. 300.

2 Rieck, Gerhard (1999): Kafka konkret. Das Trauma ein Leben. Wiederholungsmotive im Werk als Grundlage einer psychologischen Deutung. Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 231.

1 Brod, Franz Kafka. Tragik und Ironie, S. 115-116.

1 Politzer, Heinz (1965): Franz Kafka. Der Künstler. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Verlag, S. 43.

2 Janouch, Gespräche mit Kafka, S. 204.

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Konrad Kurzacz

Ich komme aus einer kleinen Ortschaft (Gwozdziany) in Südpolen. Im Jahr 2000 habe ich mein Germanistikstudium an der Universität Opole aufgenommen. Für das Wintersemester 2002/2003 hat mir der DAAD ein Semesterstipendium an der Universität Hamburg zuerkannt. Mit dem "Kafka-Bakzillus" habe ich mich während eines Seminars über die Erzählungen von Kafka "infiziert". Wie das genau passiert ist, weiß ich auch nicht. Ich hoffe auch meine Magisterarbeit über Kafka schreiben zu können.

Ich interessiere mich auch für die Geschichte des Fußballs. Hier die Adresse meiner Website über dieses Thema (sie ist leider nur auf Polnisch):
http://historia-futbolu.w.interia.pl

(Siehe auch Konrads Kafka-Vortal: http://www.kafka.pl/ )


Revision: 2021/01/09 - 23:40 - © Mauro Nervi




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